Die Welt der Programmierung ist unglaublich vielfältig, und einer der Aspekte, die diese Vielfalt am besten repräsentieren, ist die schiere Anzahl der Programmiersprachen. Diese können so allgemein wie Java oder so spezialisiert wie SQL sein. Aber wie viele Programmiersprachen gibt es wirklich?
Es gibt Hunderte von Programmiersprachen, einige davon sind weit verbreitet und etabliert wie Java, Python, C, C++, JavaScript, während andere spezialisierter oder weniger bekannt sind. Die Anzahl der Programmiersprachen kann variieren, je nachdem, wie man zählt und welche Sprachen man als „Programmiersprachen“ anerkennt.
Es gibt auch viele „Domain-Specific Languages“ (DSLs), die für spezielle Anwendungsgebiete entwickelt wurden. Darüber hinaus werden ständig neue Sprachen entwickelt, während ältere Sprachen manchmal in der Versenkung verschwinden.
Einige Ressourcen wie der TIOBE Index versuchen, die Popularität von Programmiersprachen zu messen, aber auch sie bieten keinen vollständigen Überblick über alle existierenden Sprachen.
Was zählt als Programmiersprache?
Bevor wir in die Zählung einsteigen, ist es wichtig, festzulegen, was genau als Programmiersprache gilt. Einige Sprachen sind universell und können für eine Vielzahl von Aufgaben verwendet werden (z.B. Python, Java), während andere für sehr spezifische Aufgaben entwickelt wurden (z.B. HTML für Webseiten-Layout, SQL für Datenbankabfragen).
Hauptkategorien von Programmiersprachen
Allgemeine Hochsprachen
Allgemeine Hochsprachen sind Programmiersprachen, die für eine breite Palette von Anwendungen und Systemen entwickelt wurden. Sie sind so konzipiert, dass sie vielseitig und anpassungsfähig sind und bieten in der Regel eine umfangreiche Standardbibliothek sowie viele Frameworks und Werkzeuge für eine Vielzahl von Aufgaben. Hier sind einige der bekanntesten allgemeinen Hochsprachen:
Java
- Verwendung: Backend-Entwicklung, Android-App-Entwicklung, Unternehmenssoftware
- Besonderheiten: Plattformunabhängigkeit durch die Java Virtual Machine (JVM)
Python
- Verwendung: Data Science, Webentwicklung, Skripterstellung, KI
- Besonderheiten: Lesbarer Syntax, große Standardbibliothek
C/C++
- Verwendung: Systemprogrammierung, Spieleentwicklung, Echtzeitanwendungen
- Besonderheiten: Leistungsstark, Zugang zu niedrigstufigen Systemfunktionen
C#
- Verwendung: Windows-Anwendungen, Webdienste, Spiele mit Unity
- Besonderheiten: Enge Integration mit dem .NET-Framework von Microsoft
JavaScript
- Verwendung: Webentwicklung, serverseitige Programmierung mit Node.js
- Besonderheiten: Lauffähigkeit im Webbrowser, ereignisgesteuerte Architektur
Ruby
- Verwendung: Webentwicklung (insbesondere mit dem Ruby on Rails-Framework), Skripterstellung
- Besonderheiten: Einfache und saubere Syntax, starkes Community-Support
Go
- Verwendung: Systemprogrammierung, Web-Server, Cloud-Anwendungen
- Besonderheiten: Einfachheit, hohe Ausführungsgeschwindigkeit
Rust
- Verwendung: Systemprogrammierung, Web-Assembly, sicherheitskritische Anwendungen
- Besonderheiten: Fokus auf Speichersicherheit ohne Leistungsverlust
Skriptsprachen
Skriptsprachen sind Programmiersprachen, die sich insbesondere für die Automatisierung von Aufgaben, Textmanipulation und Webentwicklung eignen. Sie werden oft direkt von einem Interpreter ausgeführt und bieten eine schnelle Iteration sowie Flexibilität. Hier sind einige der bekanntesten Skriptsprachen:
Perl
- Verwendung: Textmanipulation, Systemadministration, Webentwicklung
- Besonderheiten: Starke Unterstützung für Regular Expressions, umfangreiche Textverarbeitungsfunktionen
PHP
- Verwendung: Serverseitige Webentwicklung, Content-Management-Systeme wie WordPress
- Besonderheiten: Einfache Einbindung von HTML, umfangreiche Sammlung von Web-Entwicklungsbibliotheken
Shell-Scripting (Bash, Zsh)
- Verwendung: Systemadministration, Datei- und Prozessmanagement auf Unix-ähnlichen Betriebssystemen
- Besonderheiten: Direkte Interaktion mit dem Betriebssystem, Shell-Skripting-Fähigkeiten
Ruby (auch eine allgemeine Sprache)
- Verwendung: Webentwicklung mit Ruby on Rails, Automatisierung
- Besonderheiten: Saubere Syntax, objektorientiert, starkes Community-Support
Python (auch eine allgemeine Sprache)
- Verwendung: Webentwicklung, Data Science, Automatisierung
- Besonderheiten: Lesbarer und sauberer Syntax, umfangreiche Standardbibliothek
Markupsprachen und Stylesheet-Sprachen
Markup- und Stylesheet-Sprachen sind spezialisierte Sprachen, die zur Strukturierung und Darstellung von Inhalten, insbesondere in Webanwendungen, verwendet werden. Während Markup-Sprachen die Struktur und den Inhalt definieren, kümmern sich Stylesheet-Sprachen um das Aussehen und Layout. Hier sind einige der bekanntesten Markup- und Stylesheet-Sprachen:
HTML
- Verwendung: Strukturierung von Webseiten, Integration von Multimedia und Text
- Besonderheiten: Universelle Sprache für Webbrowser, Basis für fast alle Webprojekte
XML
- Verwendung: Datenaustausch, Konfigurationsdateien, Web-Services
- Besonderheiten: Anpassbar, streng strukturiert, keine vordefinierten Tags
CSS
- Verwendung: Styling von HTML-Dokumenten, Layout und Design von Webseiten
- Besonderheiten: Kaskadierende Regeln, vielseitige Selektoren und Eigenschaften, Media Queries für Responsive Design
Markdown
- Verwendung: Dokumentation, README-Dateien, Web-Publishing
- Besonderheiten: Einfache Syntax, leicht zu lesen und zu schreiben, umwandlungsfähig in andere Formate wie HTML
XSLT
- Verwendung: Transformation von XML-Dokumenten, oft in Kombination mit XML
- Besonderheiten: Leistungsstarke Template- und Matching-Features, Ausgabe in verschiedenen Formaten
SASS/SCSS
- Verwendung: Erweitertes Styling für Webseiten, Preprocessor für CSS
- Besonderheiten: Verwendung von Variablen, Verschachtelung und Mixins möglich, verbessert die Wartbarkeit von CSS-Code
Datenbanksprachen
Datenbanksprachen sind speziell entwickelte Sprachen zur Abfrage und Manipulation von Daten in Datenbanksystemen. Sie sind darauf ausgelegt, komplexe Abfragen auszuführen, Daten zu aktualisieren und die Integrität der Daten zu gewährleisten. Hier sind einige der bekanntesten Datenbanksprachen:
SQL
- Verwendung: Relationale Datenbanken, Datenmanipulation, Datenabfrage
- Besonderheiten: Weit verbreitet, standardisiert, verschiedene Dialekte für spezifische Datenbanksysteme (z. B. MySQL, PostgreSQL)
PL/SQL
- Verwendung: In Oracle-Datenbanken, für gespeicherte Prozeduren und Trigger
- Besonderheiten: Erweitert SQL um prozedurale Funktionen, Unterstützung für Cursor und Fehlerbehandlung
T-SQL
- Verwendung: In Microsoft SQL Server, für Datenmanipulation und -abfrage
- Besonderheiten: Erweitert SQL um prozedurale Funktionen, Systemprozeduren, Triggern und Fehlertoleranz
MongoDB Query Language
- Verwendung: NoSQL-Datenbanken, insbesondere MongoDB
- Besonderheiten: JSON-ähnliche Syntax, unterstützt Ad-hoc-Abfragen und Aggregation
XQuery
- Verwendung: Abfragen und Manipulation von XML-Daten
- Besonderheiten: Funktionale Programmiermöglichkeiten, Unterstützung für Namespaces, Textsuche und mehr
CQL
- Verwendung: Abfragen in Apache Cassandra, einer NoSQL-Datenbank
- Besonderheiten: Ähnlich wie SQL, jedoch für den Umgang mit verteilten Daten optimiert
Funktionale Programmiersprachen
Funktionale Programmiersprachen basieren auf dem Konzept der funktionalen Programmierung, das den Fokus auf das Anwenden von Funktionen und das Vermeiden von Zustandsänderungen legt. Diese Sprachen sind besonders geeignet für Problemlösungen, die in einer deklarativen Weise formuliert werden können. Hier sind einige der bekanntesten funktionalen Programmiersprachen:
Haskell
- Verwendung: Wissenschaftliche Forschung, Data Analytics, Compilerbau
- Besonderheiten: Starke Typisierung, „Lazy Evaluation“, reine funktionale Programmierung
Lisp
- Verwendung: Künstliche Intelligenz, Forschung, Prototyping
- Besonderheiten: Eine der ältesten Programmiersprachen, mächtige Makros, Code-ist-Daten-Paradigma („Code as Data“)
Erlang
- Verwendung: Telekommunikation, verteilte Systeme, Fehlertoleranz
- Besonderheiten: Leichtgewichtige Prozesse, Hot-Swapping von Code im laufenden System
F#
- Verwendung: Datenanalyse, Webentwicklung, Backend-Entwicklung
- Besonderheiten: .NET-Plattform, gute Interoperabilität mit C#, imperativen und objektorientierten Stil
Scheme
- Verwendung: Forschung, Lehre, eingebettete Systeme
- Besonderheiten: Einfachheit, rekursive Funktionen, Abstraktionsmöglichkeiten
Clojure
- Verwendung: Webentwicklung, Datenanalyse, Künstliche Intelligenz
- Besonderheiten: Läuft auf der Java Virtual Machine (JVM), stark datenorientiert
Elm
- Verwendung: Frontend-Webentwicklung
- Besonderheiten: Keine Laufzeitfehler, starkes Typsystem, fokussiert auf Benutzerfreundlichkeit
Spezialisierte Sprachen für wissenschaftliche oder technische Anwendungen
Spezialisierte Sprachen für wissenschaftliche oder technische Anwendungen sind oft darauf zugeschnitten, spezielle Probleme in Bereichen wie Datenanalyse, Statistik, Maschinenbau oder Naturwissenschaften zu lösen. Diese Sprachen sind oft domänenspezifisch und haben besondere Bibliotheken oder Werkzeuge, die auf die jeweilige Fachdisziplin zugeschnitten sind. Hier sind einige bekannte spezialisierte Sprachen:
MATLAB
- Verwendung: Ingenieurwissenschaften, Signalverarbeitung, Datenanalyse
- Besonderheiten: Eingebaute Funktionen für Matrixoperationen, breite Palette von Toolboxen für spezifische Anwendungen
R
- Verwendung: Statistik, Data Science, Visualisierung
- Besonderheiten: Umfangreiche statistische Modelle, große Auswahl an Bibliotheken für Datenanalyse
Julia
- Verwendung: Wissenschaftliche Berechnungen, Maschinelles Lernen, High-Performance Computing
- Besonderheiten: Schnelle Ausführung, ähnliche Syntax zu MATLAB, gute Unterstützung für Parallelverarbeitung
Fortran
- Verwendung: Numerische Berechnungen, Ingenieurwissenschaften, Wettervorhersage
- Besonderheiten: Einer der ältesten Hochsprachen, optimiert für numerische Operationen
LabVIEW
- Verwendung: Mess- und Regelungstechnik, Datenerfassung, Automatisierung
- Besonderheiten: Grafische Programmierumgebung, Hardware-Integration
Wolfram Language
- Verwendung: Computeralgebra, Statistik, Naturwissenschaften
- Besonderheiten: Integriert in Mathematica und Wolfram Alpha, Symbolisches Rechnen
IDL
- Verwendung: Datenvisualisierung, Bildverarbeitung, Medizintechnik
- Besonderheiten: Array-orientierte Sprache, weit verbreitet in der Astronomie und Geowissenschaften
Low-Level-Sprachen
Low-Level-Sprachen sind darauf ausgerichtet, eine enge Kommunikation mit der Hardware eines Computers zu ermöglichen. Sie werden oft für Systemprogrammierung, Treiberentwicklung und andere Aufgaben verwendet, bei denen eine direkte Kontrolle der Hardware erforderlich ist. In diesem Kontext sind zwei der bekanntesten Low-Level-Sprachen:
Assembler
- Verwendung: Hardwarenahe Programmierung, Systementwicklung, Firmware
- Besonderheiten: Direkte Übersetzung in Maschinencode, spezifisch für jede Prozessorarchitektur
Maschinensprache
- Verwendung: Extrem hardwarenahe Programmierung, meist für spezielle Anwendungsfälle oder Optimierungen
- Besonderheiten: Keine Abstraktion, direkter Binärcode, der von der CPU ausgeführt wird
Warum gibt es so viele Programmiersprachen?
Die Entwicklung einer neuen Programmiersprache ist oft das Ergebnis des Wunsches, bestimmte Probleme effizienter zu lösen, die durch bestehende Sprachen nicht oder nur unzureichend adressiert werden. Manchmal entstehen neue Sprachen auch durch akademische Forschung oder durch die Anforderungen einer bestimmten Branche.
Zusammenfassung
Die Anzahl der Programmiersprachen ist schwer zu quantifizieren, aber es ist sicher zu sagen, dass es Hunderte, wenn nicht sogar Tausende gibt, wenn man auch weniger bekannte und spezialisierte Sprachen mitzählt. Die Vielfalt ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für Programmierer, da sie die Möglichkeit bietet, die für ein bestimmtes Projekt am besten geeignete Sprache auszuwählen.